Veranstaltungsrückblick: Wertschöpfung aus nachwachsenden Rohstoffen – Möglichkeiten in der Lausitz
Die Nutzung und Verarbeitung von natürlichen Ressourcen bilden das Fundament einer wachsenden Bioökonomie. Neben pflanzenbaulichen Fragen zum Anbau nachwachsender Rohstoffe stehen die Anforderungen an Menge und Qualität der Ernteerzeugnisse sowie die Vielfalt der Verarbeitungsmöglichkeiten und -techniken im Fokus. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, Akteure zusammenzubringen, um gemeinsam Wertschöpfungsketten aufzubauen. Das Land Brandenburg und die Strukturwandelregion Lausitz bieten dabei zahlreiche Möglichkeiten für die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, auch auf weniger ertragreichen Flächen und ehemaligen Bergbauarealen.
Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Zukunftsbauern des Bauernverbandes und der Lausitzer Energie und Bergbau AG lud „neuwerg“, die Netzwerkstelle für Nachwachsende Rohstoffe des Landes Brandenburg deshalb am 24.04.2024 in das IBA-Studierhaus in Großräschen dazu ein, an einem Dialog über nachwachsende Rohstoffe teilzunehmen.
In ihrem Einführungsvortrag erläuterte Frau Dr. Anne Rademacher vom Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften Ansätze und erste positive Erfahrungen zum Anbau landwirtschaftlicher Sonderkulturen wie Lavendel auf marginalen Standorten, wie sie zum Beispiel in der Lausitzer Bergbaufolgelandschaft zu finden sind.
Herr Uwe Kühn von Miscanthus Buscheritz informierte in seinem Vortrag und anhand ausgestellter Materialien über den Wissensstand zum Anbau von Miscanthus und zu den vielfältigen wirtschaftlichen Verwendungsmöglichkeiten dieser Pflanze. Frau Claudia Miersch von Hentschke Bau nahm den Faden auf und sprach über die Entwicklung nachhaltiger Baustoffe unter anderem aus Miscanthusbestandteilen.
Die großen Potenziale des Faserhanfanbaus und seiner Verarbeitung in Brandenburg beispielsweise für biobasierte Baustoffe beleuchtete Herr Dr. Henrik Stamer vom Landschaftspflegeverband Prignitz-Ruppiner Land. Antonia Schlichter von der Firma Felde Fibres gab Einblicke in den Aufbau einer Fabrik in Neuruppin zur Herstellung von Textilfasern aus Hanf, Lein oder Brennnessel.
Zum Thema Wolle referierte Frau Dr. Andrea Lüttger vom Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung über die Hygienisierung und stofflichen Verwertungsmöglichkeiten von Schafwolle. Einblicke in die Schäferpraxis gab Herr Johann Nesges. Er beschrieb die derzeitigen Probleme bei der Wollverwertung in Deutschland aus Sicht der Erzeuger, deren Aufwand, Kosten und Hindernisse beim Vertrieb.
Als eine etablierte Wertschöpfungsoption erläuterte Herr Björn Lanzke von der Firma Florapell schließlich die Produktion und die Verwendung von Schafwolldünger in der ökologischen Landwirtschaft und im Privatgartenbau.
An der Veranstaltung nahmen über 50 Akteure aus Brandenburg und Sachsen teil. Motiviert durch die präsentierten Praxisbeispiele zur wirtschaftlichen Nutzung biobasierter Rohstoffe entstand eine rege Fachdiskussion und ein intensiver Austausch zwischen Referenten und Teilnehmern. Mehrfach angesprochen wurden die positiven ökologischen Effekte wie z.B. die Förderung der Bodenfunktionen, Verringerung des Wasserverbrauchs, Substitution mineralischer und fossiler Rohstoffe oder Dekarbonisierung der wirtschaftlichen Prozesse. Gleichzeitig wurden erste konkrete Fortschritte der regionalen Wertschöpfung auf Basis nachwachsender Rohstoffe deutlich.
Die Teilnehmer äußerten den Wunsch nach einer Verstetigung derartiger Veranstaltungsangebote und Austauschformate. Es wurde betont, dass für eine nachhaltige Entwicklung der Bioökonomie im Land Brandenburg eine dauerhafte Unterstützung und Begleitung der mit dem Anbau und der Verwertung nachwachsender Rohstoffe befassten Akteure erforderlich ist.