Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnen in Zeiten der Energiewende und des zunehmenden Umweltbewusstseins immer mehr an Bedeutung. Sie werden aus natürlichen Materialien wie Wolle, Schilf, Holzfasern, Stroh, Paludikulturprodukten, Nutzhanf, Flachs und anderen Ausgangsstoffen hergestellt. Diese Dämmstoffe bieten zahlreiche ökologische Vorteile, denn sie stammen aus nachhaltig bewirtschafteten Quellen, binden während ihres Wachstums CO₂ und erfordern in der Produktion meist einen deutlich geringeren Energieaufwand als konventionelle Dämmstoffe, die auf fossilen Rohstoffen basieren. Zudem zeichnen sich viele dieser Materialien durch eine hohe Recyclebarkeit und biologische Abbaubarkeit aus, was sie zu wichtigen Bausteinen einer zirkulären Wirtschaft macht.
Die Praxis zeigt, dass Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zunehmend nachgefragt werden. Ihr Marktanteil am deutschen Dämmstoffmarkt wuchs von 7 % im Jahr 2011 auf 9 % im Jahr 2019. Hersteller bieten bereits Produkte wie Holzfaserplatten, Hanfdämmmatten, Schilfrohrdämmungen oder Dämmstoffe aus Schafwolle an, die von Bauherren, Architekten und Planern geschätzt werden – vor allem aufgrund ihrer hervorragenden Wärmedämmung, Schalldämmung und Feuchtigkeitsregulierung, die zu einem gesunden Raumklima beitragen. Darüber hinaus sorgen schadstofffreie Eigenschaften für eine bessere Innenraumluftqualität.
Dennoch bestehen Herausforderungen, die den breiteren Einsatz erschweren. Unterschiedliche Rohstoffqualitäten und die natürliche Variabilität führen zu Unsicherheiten in der Verarbeitung und Qualität. Strenge Anforderungen hinsichtlich Brandschutz, mechanischer Belastbarkeit und langfristiger Stabilität erfordern oft spezielle Normierungen und Zulassungsverfahren. Hier sind einheitliche Prüfmethoden und weiterführende Forschung notwendig, um die Marktdurchdringung weiter zu erhöhen.
Innovative Ansätze, wie die Kombination mehrerer Naturfasern in Verbundwerkstoffen oder modulare Bauweisen, zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse. Praxisprojekte und Fachpublikationen, unter anderem in Broschüren der FNR, belegen, dass Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen nicht nur ökologisch vorteilhaft, sondern auch technisch leistungsfähig sind. Sie bieten damit ein enormes Potenzial, fossile Materialien im Bauwesen zu ersetzen und tragen gleichzeitig zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten bei.
Anwendungsbeispiele aus der Praxis
Ökologisches Bauen und Dämmen mit Hanf, Schilf und Lehm
Im Rahmen eines ökologischen Hausbauprojekts wurde eine innovative und nachhaltige Dämmlösung umgesetzt, bei der die Innenwände der Räume mit Hanfstroh gedämmt und mit Lehm verputzt wurden. Lehm ist seit einigen Jahren als ökologisches Baumaterial vom Deutschen Institut für Normung geprüft, für Lehmputzmörtel existiert beispielsweise die DIN 18947.
Zunächst kam Hanfstroh zur Dämmung der Wände zum Einsatz. Als Haftgrund (Putzträger) für den Lehmputz dienen Schilfmatten, die an den Holzbalken befestigt werden können. Der darauf aufgesprühte grobkörnige Lehmunterputz kann als Zuschlagstoff grobe Strohpartikel enthalten. Häufig werden darauf Armierungsgewebe aus Glasfaser oder Jute aufgebracht, die zusätzlichen Halt und Stabilität gewährleisten. Nach der Trocknung des Unterputzes folgt das Aufsprühen des feineren Lehmoberputzes, der die Wände abschließend veredelt. Als letzter Schritt bietet sich das Streichen der Lehmputzwand mit Lehm-, Kalk- oder Silikatfarbe an, um das natürliche Erscheinungsbild zu bewahren und die ökologische Bauweise zu betonen.
Hanf, als älteste Kulturpflanze der Welt, bietet hervorragende Dämmwerte und trägt durch seine schnelle Wachstumsrate und regionale Verfügbarkeit zur Nachhaltigkeit des Bauprojekts bei. Schilf, das als Putzträger eingesetzt wurde, ist ein weiteres natürliches Material, das nicht nur ökologisch, sondern auch funktional überzeugt. Die Kombination dieser nachwachsenden Rohstoffe mit Lehm, einem ebenfalls nachhaltigen und klimaregulierenden Baustoff, stellt ein gelungenes Beispiel für ressourcenschonendes Bauen dar.
Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie durch den Einsatz von Hanf, Schilf und Lehm nicht nur nachhaltige, sondern auch ästhetisch ansprechende und funktional hochwertige Innenräume entstehen und gestaltet werden können. Solche innovativen Ansätze sind richtungsweisend für das zukünftige Bauen und die Förderung regionaler Wertschöpfungsketten.
Bildnachweis: Jesús Hernansanz, Handwerksberater & Gestalter für Lehmputze aus Finsterwalde
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