Bauen & Wohnen
Potenziale und Anwendungen von biobasierten Baustoffen für eine ökologische und nachhaltige Bauweise
In Zeiten des Klimawandels und steigender Umweltbelastung wird nachhaltiges Bauen und Sanieren zu einer immer dringlicheren Notwendigkeit. Hierbei spielen nachwachsende Rohstoffe und daraus hergestellte Baustoffe eine entscheidende Rolle.
Herkömmliche Baustoffe wie Beton und Stahl sind für einen erheblichen Teil der Treibhausgasemissionen im Bausektor verantwortlich. Im Gegensatz dazu binden nachwachsende Rohstoffe wie z.B. Holz CO2,was zu einer negativen Kohlenstoffbilanz führt und zur Reduzierung der Gesamtemissionen beiträgt.
Der Einsatz von pflanzlichen und tierischen Rohstoffen im Bauwesen verkleinert den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden. Dies umfasst den gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung, über die Nutzung, bis hin zum Rückbau und einer Entsorgung oder einer möglichen Weiterverwendung.
Viele Bio-basierte Baustoffe sind biologisch abbaubar oder können recycelt werden, was die Umweltbelastung am Ende ihrer Lebensdauer erheblich verringert und die Abfallentsorgung erleichtert.
Aus ökonomischer Sicht stärkt die Verwendung von einheimischen und lokal erzeugten Rohstoffen letztlich auch die regionale Wirtschaft und reduziert die Abhängigkeit von importierten Materialien. Dadurch können eine höhere Wertschöpfung innerhalb der Region erzielt und Arbeitsplätze geschaffen werden.
Anwendungsmöglichkeiten und nachhaltige Materialien im Überblick
Praxisbeispiel: ökologisches Bauen mit Hanf, Schilf und Lehm
Im Rahmen eines ökologischen Hausbauprojekts wurde eine innovative und nachhaltige Dämmlösung umgesetzt, bei der die Innenwände der Räume mit Hanfstroh gedämmt und mit Lehm verputzt wurden. Lehm ist seit einigen Jahren als ökologisches Baumaterial vom Deutschen Institut für Normung geprüft, für Lehmputzmörtel existiert beispielsweise die DIN 18947.
Zunächst kam Hanfstroh zur Dämmung der Wände zum Einsatz. Als Haftgrund (Putzträger) für den Lehmputz dienen Schilfmatten, die an den Holzbalken befestigt werden können. Der darauf aufgesprühte grobkörnige Lehmunterputz kann als Zuschlagstoff grobe Strohpartikel enthalten. Häufig werden darauf Armierungsgewebe aus Glasfaser oder Jute aufgebracht, die zusätzlichen Halt und Stabilität gewährleisten. Nach der Trocknung des Unterputzes folgt das Aufsprühen des feineren Lehmoberputzes, der die Wände abschließend veredelt. Als letzter Schritt bietet sich das Streichen der Lehmputzwand mit Lehm-, Kalk- oder Silikatfarbe an, um das natürliche Erscheinungsbild zu bewahren und die ökologische Bauweise zu betonen.
Hanf, als älteste Kulturpflanze der Welt, bietet hervorragende Dämmwerte und trägt durch seine schnelle Wachstumsrate und regionale Verfügbarkeit zur Nachhaltigkeit des Bauprojekts bei. Schilf, das als Putzträger eingesetzt wurde, ist ein weiteres natürliches Material, das nicht nur ökologisch, sondern auch funktional überzeugt. Die Kombination dieser nachwachsenden Rohstoffe mit Lehm, einem ebenfalls nachhaltigen und klimaregulierenden Baustoff, stellt ein gelungenes Beispiel für ressourcenschonendes Bauen dar.
Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie durch den Einsatz von Hanf, Schilf und Lehm nicht nur nachhaltige, sondern auch ästhetisch ansprechende und funktional hochwertige Innenräume entstehen und gestaltet werden können. Solche innovativen Ansätze sind richtungsweisend für das zukünftige Bauen und die Förderung regionaler Wertschöpfungsketten.
Bildnachweis: Jesús Hernansanz, Handwerksberater & Gestalter für Lehmputze aus Finsterwalde